PRESSEMITTEILUNG

Aus für Lila Bäcker: Zu viel Geld auf der Straße gelassen

Ursachenbündel für Insolvenz des einstigen ostdeutschen Erfolgsunternehmens / Banken und Mitarbeiter sind Hauptleidtragende

NEUBRANDENBURG, 25. JANUAR 2024. Der Lila Bäcker war seit Jahren unterfinanziert. Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff nennt als Gründe für das Aus ein Ursachenbündel von zu hohen Logistikkosten über die Kannibalisierung im Einzelhandel bis zur Kaufzurückhaltung. Am 26. Januar werden in Pasewalk die letzten Brote und Brötchen gebacken und am 1. Februar schließen alle rund 160 Filialen. Die rund 900 Beschäftigten werden entlassen und können vermutlich keine Zahlungen aus dem Sozialplan erwarten.

Das in den 1990er Jahren gegründete Unternehmen hatte zeitweise über 400 Filialen betrieben und galt als Erfolgsunternehmen Ostdeutschlands bevor der Niedergang begann. Seit Jahren war das Unternehmen unterkapitalisiert. Der Lila Bäcker konnte deshalb nicht fortlaufend und ausreichend beispielsweise in die Automatisierung der Anlagen investieren, sodass am Ende ein erheblicher Investitions- und Reparaturstau zu verzeichnen war. Jetzt haben mehrere interne und externe Faktoren zur Insolvenz geführt.

„Wie andere Bäckereien litt der Lila Bäcker unter hohen Energie- und Rohstoffkosten, dem starken Wettbewerb, der teilweise auch mit den großen Handelsketten stattfindet, und einer Kaufzurückhaltung der Kunden. Zusätzlich hat das Unternehmen aber zu viel Geld auf der Straße gelassen. Denn die Logistik einer so großen Fläche in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Berlin bei teilweiser geringer Ballung der Filialen ist sehr teuer und leidet zudem unter den gestiegenen Kosten für Sprit und Maut. Ein weiterer Faktor ist die Kannibalisierung im Einzelhandel. In großen Einzelhandelsmärkten bekommt man ähnliche Brötchen für 20 Prozent weniger als beim Lila Bäcker im Vorkassenbereich desselben Marktes“, erklärte Insolvenzverwalter Graf Brockdorff.

Die Banken hatten für Januar noch eine Fortführung des Betriebs ermöglicht, um nochmals Investoren anzusprechen. Aber nach dem Scheitern dieser Bemühungen fehlte es an einer Fortführungsstory für den Gesamtbetrieb. Deshalb muss der Insolvenzverwalter den defizitären Geschäftsbetrieb jetzt einstellen. Neben den Mitarbeitern, die sich bis zuletzt für das Unternehmen engagiert haben, tragen die Banken die Hauptlasten dieser Insolvenz. Die genaue Höhe des Schuldenbergs wollte Graf Brockdorff nicht beziffern. Aber bei einem Jahresumsatz der Firmengruppe von rund 100 Millionen Euro und monatlichen Lohnkosten von rund 2,5 Millionen Euro sei beispielsweise eine Fremdkapitalbelastung von 20 bis 30 Millionen Euro nichts außergewöhnliches.

„Insgesamt haben sich die Banken sehr kooperativ verhalten. Und auch die Unternehmensleitung hat gemeinsam mit mir und den Kollegen von Dentons in den letzten Wochen und Monaten alles versucht, um das Unternehmen und die Arbeitsplätze zu retten,“ so Graf Brockdorff. Zwar wurde der Entwurf für einen Sozialplan mit Interessenausgleich erarbeitet, doch fehlt vermutlich das Geld für Zahlungen an Mitarbeiter.

Eine tragfähige Perspektive besteht für die Mäkelbörger KuchenManufaktur in Neubrandenburg mit rund 150 Mitarbeitern, die über den Januar hinaus fortgeführt wird. Rund 20 bis 30 Prozent der Kuchen wurden in die Filialen geliefert, der Rest an Geschäftskunden. Hier laufen Gespräche mit möglichen Interessenten aus der Branche und auch mit Finanzinvestoren.

Nähere Informationen:
Dr. Jochen Mignat, Dr. Mignat PR, Am Hexenpfad 11, 63450 Hanau, Tel. +49 6181 507 91 0, pr@mignat.de

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